"vor einem Jahr um diese Zeit..."
ein ganz komisches Gefühl heut...
wenn ich so daran zurückdenke...
immer wenn ich auf die Uhr schaue fällt mir irgendetwas ein,
was zu dieser Zeit war...
gegen 9 Uhr die Visite, bei der der Arzt uns sagte,
dass wir nicht nach Hause dürften,
weil die Blutwerte nicht in ordnung waren!
gegen 11:30 Uhr waren wir beim Ultraschall...
nachdem fast drei Tage kein Fruchtwasser abging,
lief es ab da ununterbrochen!
Es stand fest, dass wir liegen müßen, bis der Kleine da ist!
"Es kann sich nur um Stunden, wünschenswert wäre aber,
dass Sie noch ein paar Wochen durchhalten,
weil Ihr Kind momentan keine Überlebenschance hätte!"
Wir haben uns gewünscht, dass er mindestens 1000g wiegen soll!
Und wir waren so unglaublich ruhig und gelassen!
wenn ich heute daran zurückdenke schiessen mir sofort
die Tränen in die Augen und ich könnte ununterbrochen weinen!!!
gegen 15 Uhr kam ein Arzt um die Aufklärung bezüglich eines möglichen Kaiserschnittes zu machen!
wir fanden es einfach lächerlich über eine Entbindung zu sprechen!
Strikte Bettruhe war angesagt... nicht mal aufs Klo durften wir!!!
Um 21:02 hatten wir die erste Wehe.
wir riefen sofort nach der Schwester und wurden in den Kreissaal gebracht!
gegen 22 Uhr wurden wir untersucht und nochmal ein Ultraschall gemacht!
Der Muttermund war bereits 4-5 cm geöffnet...
damit stand fest, dass es zur Geburt kommen wird...
Die Gefühle der folgenden drei Stunden
lassen sich schwer in Worte fassen...
Die Überlebenschancen standen 10 Stunden
nach dem "entgültigen Blasensprung" nicht besser!
Nachdem der Arzt uns sagte,
dass die Schwangerschaft zum Ende kommt,
ließen wir erst Thomas anrufen,
der um diese Uhrzeit im Bett lag...
und sagten dem Arzt,
dass wir bitte einen Kaiserschnitt
unter Vollnarkose wollten
und das Ganze einfach schnell beenden wollten!
Er riet uns davon ab...
er hielt eine spontane Entbindung
(die Louis nicht überleben würde)
für sinnvoller, weil wir damit einen weg des Abschieds hätten,
den wir später auch verarbeiten können!
wir sollten entscheiden...
entscheiden, ob wir einen Kaiserschnitt wollten
oder eine normale Geburt...
ob man Louis helfen sollte oder nicht...
aber steht uns das zu???
dürfen wir über leben oder Tod entscheiden???
für uns war das unvorstellbar...
wir hatten im Ultraschall gesehen,
dass es Louis den Umständen entsprechend gut ging...
zwar lag er auf dem Trockenen, aber er lebte...
und wir konnten uns nicht vorstellen Wehen zu haben,
die unser Kind umbringt!
Es erschienen dann mehrere Ärzte...
Kinderärzte... Gynäkologen...
es wurde diskurtiert... abgewogen...
niemand konnte uns zahlen sagen...
die chancen, dass er überhaupt überlebt waren denkbar gering...
die chancen, dass er gesund überlebt noch viel geringer...
Louis war einfach viel zu unreif!
nach einiger Zeit sagte der Oberarzt dann
"wenn wir etwas für das Kind tun wollen,
dann sollten wir es jetzt tun,
bevor die Geburtsbelastung zu groß wird!"
"dann holt ihn da raus und schaut was er macht!"
dann ging alles ziemlich schnell...
wir kamen in den OP und bekamen eine PDA...
wir konnten noch sehen, wie eine Schwester an uns verbeihuschte...
Es war der 02.Juli 2007... 1:12 Uhr
dann haben wir geschlafen...
wir wurden wieder wach, als wir schon wieder im Kreissaal waren!
Thomas unterhielt sich gerade mit der Hebamme
über den Namen des Kleinen
"Ich glaube er soll Louis heißen,
aber da müßen wir gleich nochmal mit meiner Frau sprechen..."
Louis stand schon ziemlich sicher fest
und wir sagten dann im Kreissaal,
dass wir gern Julian als Zweitnamen wollten!
Thomas war gleich einverstanden!
gegn 3 Uhr rief die Intensivstation an und sagte bescheid,
Thomas könne Louis besuchen
es ging ihm den Umständen entsprechend gut!
er mußte natürlich sofort intubiert werden...
aber ansonsten war er stabil...
am nächsten Morgen brachte Thomas mir das erste Foto!

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